Villa Franck Murrhardt

Sie sind hier: Hohensteinpark

Der Park

Der 7ha große Park wurde durch die Stuttgarter Kunstgärtner Albert Lilienfein, Vater&Sohn, als moderne Gartenanlage konzipiert. 

In der unmittelbaren Umgebung des Hauses wohlgeordnet, führen zweckmäßige gerade Wege für die Bewirtschaftung, aber auch zum Lustwandeln einladende, verschlungene Pfade in eine heimatliche Garten- und Waldlandschaft, deren Wildheit der unberührten Natur mit der Entfernung vom Haus zunimmt.    

Prägend sind die terrassenartige Freitreppe mit Brunnenpodest, das als Gartenzimmer angelegte Rosenparterre mit Wandelgang und Pergola, der Tennisplatz, der Reitplatz, die Scheinruine, sowie viele Pavillons, von denen der Liebestempel und die Michaelsburg erhalten sind.

Der Park nach 40 Jahren

Villa Franck Patrick Siben
Der Hohenstein mit Villa 1945

Luftbild der Amerikanischen Besatzungsmächte: Das Bild stammt angeblich von einem Vermessungsflug der Amerikaner im Sommer 1945. 

Man sieht die prägenden Gebäude Haus Cornelia, Villa Hohenstein und rechts im Bild das Pförtnerhaus. Dazwischen den Rosengarten, der als Gartenzimmer angelegt, vom verwachsenen Wandelgang und zum Berg von einem ausgewachsenen Buschriegel begrenzt ist. 

Der untere Park ist durch einen lockeren Baumbestand, teils von heimischen Obstbäumen, teils von mediterraner Bepflanzung geprägt. Der obere Park besteht aus einem dichten, durchforsteten Baumbestand heimischer Hölzer.  Links von Haus Cornelia sieht man den Gemüse und Staudengarten. 

Der Tennisplatz ist von Linden eingewachsen. Diese sind 1999 aus "Sicherheitsgründen" von Haus Hohenstein entfernt worden.

Torhaus

Villa Franck Patrick Siben
Torhaus Villa und Park Hohenstein

Die Eingangssituation der Jugendstil-Anlage Villa Hohenstein wird durch das Torhaus beherrscht, das Schmohl und Staehelin 1908 in der Architektonischen Rundschau zum Besten geben, wie auch die Gartenhalle beim Tennisplatz. Beides scheinen besondere Gestaltungsmerkmale des modernen Anwesens zu sein. 

Das Torhaus wurde von Haus Hohenstein schon zu Beginn der 1950er Jahren zum Hospiz umfunktioniert und gegen Ende der 1950er umgebaut und nach Westen hin wesentlich erweitert.

Lindenplätzchen

Villa Franck Patrick Siben
Hohenstein Park Lindenplätzchen

Im Osten vor der Villa war in symmetrischer Art das Lindenplätzchen gelegen. 

Der Platz mit historischem Baumbestand wurde erst in den 1980er Jahren aufgegeben und zugunsten von Parkplätzen für Haus Hohenstein plattgemacht. Die Bäume hätten die Villa bedroht sagt Wolfgang Schmetzer, damals Zivi im Haus Hohenstein, heute Technischer Leiter von Seniorenheim Hohenstein.

Die Freitreppe

Villa Franck Patrick Siben
Die Freitreppe

Das wohl eindrücklichste Bauteil der Villa ist ihre gigantische Freitreppe, von Paul Schmohl und Georg Staehelin konzipiert. 

Historismus mit mehreren Anklängen, 132 Stufen aus "Maulbronner Treppenfels", dem begehrten Material für Natursteinoberflächen im Außenbereich. Ggenausoviele Stufen wie in Sanssouci, verlegt auf modernem Stahbeton. Die vielen Stufen schaffen Distanz, feudales Bauen der besonderen Art.

Von oben sieht sie fast putzig aus. 

Das Bauwerk war von Haus Hohenstein für nicht zu halten erklärt, schon in den 1970er Jahren aufgegeben und für den Publikumsverkehr gesperrt worden. 

Patrick Siben hat zusammen mit dem Bauunternehmen Dengel in den Jahren 2003 und 2004 die Treppe restauriert. Nicht zuletzt durch Unterstützung des Landesdenkmalamtes und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz konnte die Treppe gerettet werden.

Die Altane nach Süden

Schohl und Staehelin verwenden Balluster und Bögen der Solitude für die Murrhardter Villa Hohenstein. 

Bemerkenswert bei dieser Aufnahme vom Murrhardter Fotografen Friedrich Weber ist die Sichtachse, die Wandelgang und Haus Cornelia einbindet. 

Man beachte auch die mediterrane Bepflanzung des kleinen Felsengartens vor der Altane.

Wandelgang

Wandelgang

Während die Villa durch schwere Mauersteine an der Brüstung gleich einem hochseetauglichen Dampfer vor den Talwinden geschützt ist, offnet sich der Wandelgang diesen mitunter sanften Lüften. Als Schattenspender und südliche Begrenzung des Rosengartens ist er zugleich eine schnelle, wetterfeste Verbindung zum Haus Cornelia. Dort waren die Pferde, später der Motorwagen und die Wirtschaft untergebracht. Obendrein die Ferienwohnung für Tochter Marianne und die Enkel. 

Der Wandelgang ist multifunktional und schön. Paul Schmohl und Georg Staehelin setzen hier einen wesentlichen Akzent der modernen Zeit im historistischen Gewand.

Rosengarten als Gartenzimmer

Rosengarten

Mit direktem Zugang vom Billardzimmer im Gartengeschoß gliedert sich das "Gartenzimmer" an das Hauptgebäude. Eingerahmt durch den Wandelgang im Süden, die Pergola vor Haus Cornelia im Westen und einen Block von Buschwerk im Norden, war es nicht einsehbar geplant, die Erweiterung der Villa ins Grüne. 

Durch geschickten Bewuchs wurde am ehemaligen Klosterweinberg "Hohenstein" ein Kleinklima geschaffen, das besondere Pflanzen wachsen ließ. So schützt der Buschblock vor den nächtlichen kühl-feuchten Hangwinden aus dem Bergwald, während der durchlässige Wandelgang zwar Schatten spendet, aber die warmen Talwinde zur Mittagszeit wirken läßt.

Haus Cornelia

Haus Cornelia

Das funktionale Gesindehaus im Schwarzwaldstil war das Gegenstück zur beherrschenden Villa. 

Es wurde Mitte der 1960er Jahre abgebrochen um der Michaelkirche Platz zu geben

Tennisplatz

Villa Franck Patrick Siben
Tennisplatz

Ein Tennisplatz mit modernem Asphaltbelag aus dem Jahr 1907-1908.  Wahrscheinlich der älteste Hartplatz Deutschlands. Der Belag, die Rand- und die Aufschlaglinien sind heute noch sichtbar. 

Nach dem 2. Weltkrieg von Murrhardtern als "Luxus" bis zur Gründung eines eigenen Tennisclubs genutzt, geriet er 1951 mit dem Einzug von Haus Hohenstein in Vergessenheit. 

Die sieben bauzeitlichen Linden und die Ballfangnetze wurden über Jahrzehnte nicht gepflegt und mit der Zeit schadhaft. Erst im Jahr 2000 wurden sie von Haus Hohenstein abgerissen mit der Begründung daß davon Gefahr für die Bewohner ausgehe, sagt Wolfgang Schmetzer, der Technische Leiter von Seniorenhaus Hohenstein.

Zur Geschichte des Tennis um die Jahrhundertwende: www.rlp-tennis.de/home/verband/historie/vom-exklusiven-freizeitvertreib-zum-sport-die-anfaenge-des-lawn-tennis-1874-1918.html

Gartenhalle

Gartenhalle

Dieses Foto wurde 1909 in der Architektonischen Rundschau veröffentlicht. Angeblich war diese Anlage auch auf der Pariser Weltausstellung zu sehen. Demnach waren Tennisplatz und Gartenhalle im Jahr 1908 bereits fertiggestellt. Die Austattung im Landhausstil mit Fliesenboden, bemalter Kassettendecke und Waschgelegenheit war geschmackvoll und luxuriös zugleich. 

Leider ist das Dach bis heute nicht mit Ziegeln, sondern mit einer behelfsmäßigen Plane eingedeckt, sodaß aktuell keine Luft in dem kleinen Gebäude zirkulieren kann. Die bemalte Holzkassettendecken ist mittlerweile verschimmelt und durch erheblichen Pilzbefall sehr stark in Mitleidenschaft gezogen.

Schilfsandsteinbruch

Am Hofberg zieht sich seit Jahrhunderten ein Schilfsandsteinbruch entlang, der vielleicht sogar auf die Römer zurückgeht. Mitte des 19. Jhds. hatte er seine größte Ausdehnung, kurz bevor mit der Eisenbahn billigere und bessere Steine antransportiert werden konnten. An dieser Stelle wurde er durch die Gartenbauer Albert Lilienfein zur Scheinruine umgestaltet.

Weg zur Grotte

Weg zur Grotte

Am Fuß der Abbruchwand wurde zwischen dem verbliebenen Abraum ein Weg zur späteren Grotte eingerichtet. Man sieht deutlich die künstliche Vermauerung der Felswand, die zuerst als Absturzsicherung eingerichtet, später zur Scheinruine vervollständigt wurde.

Liebestempel

"Liebestempel"

Auf der begrünten Abraumhalde, gegenüber der vermauerten Abbruchwand leicht nach Süden, dem Licht entgegen versetzt, wurde ein bemalter Monopteros in Weichholz mit Kupferdach ausgeführt.  

Dieser "zentrale Ruheplatz" ist wohlüberlegt gewählt. Auf dem "Venushügel" platziert, befindet er sich sich in "lichter Romantik" direkt gegenüber der "düsteren Romantik" der Scheinruine. 

Eingebunden in die Sichtachse zu Villa hat der Liebestempel direkte Sichtverbindung zum Balkon und zum ehelichen Schlafzimmer.  Ein größeres Vorbild steht im Ludwigsburger Schloßgarten. 

Er ist im Originalzustand weitgehend erhalten, die maßgefertigten Bänke sind in den 1960er Jahren abgegangen.

Parkschaukel

Schaukel aus der Jugendstilzeit

Das Bild stammt aus den 1940er Jahren. Am Rande des Reitplatzes befand sich eine Schaukel, die die Familie Franck weit überdauert hat. Hierzu weiß bis heute Wolfgang Bunck, der Murrhardter Engelwirt zu erzählen, daß die Murrhardter Lausbuben gerne hier herauf kamen weil die Schaukel einzigartig war. Allerdings quietschte sie bei der Benutzung, weswegen das schaukeln nur kurze Freude machte, weil sie dann verjagt wurden. Als die Buben dann auf die Idee kamen, die Schaukel zu ölen, quietschte sie nicht mehr und sie wurden nicht mehr verjagt, aber das Abenteuer hatte dadurch seinen Reiz verloren und die Schaukel wurde nur noch selten besucht.

Marmorjunge

Skulptur Marmorjunge

Die bauzeitliche Skulptur des lebensgroßen Marmorjungen stand nach Augenzeugenberichten an verschiedenen Stellen im mittleren Park, aber immer im Bereich Elfenwiese-Liebestempel-Grotte. 

Diese Fotografie stammt aus dem Jahr 1957.  Hausmeister Hildebrandt berichtet, daß er eines Tages von der Heimleiterin aufgeregt zu Hilfe gerufen wurde. Im Park sei etwas Schreckliches passiert. Er kam zu der beschriebenen Stelle, an der ein bleicher Kinderfuß im Unterholz aus einem Haufen von altem Laub herausragte. Erst nach genauerer Betrachtung fiel ihm auf, daß es sich nicht etwa um das Teil eine Kinderleiche, sondern um einen Marmorfuß handelte. Er hat die Skultptur dann ausgegraben und gereinigt. 

Sie wurde von der damaligen Heimleitung Haus Hohenstein zur Finanzierung einer Anschaffung verkauft.

Holzbrücke

Holzbrücke

Holzbrücke als Teil des neuen Wegesystems im alten Steinbruch. Linker Hand säumen vermauerte Felsblöcke, rechter Hand die begrünte Abraumhalde des Steinbruchs den direkten Weg zum Ostportal. Darüber quert der romantisch in verlustierenden Bögen geführte Fußweg zwischen den Ruheplätzen "Liebestempel" und der Himmelsleiter zum "Rindenhaus". 

Die Brücke bestand in jedem Fall bis in die 1960er Jahre, dann wurde sie baufaällig und abgerissen. Die teilweise in Stampfbeton ausgeführten Fundamente der Stützen sind in situ zu besichtigen.

Himmelsleiter

Himmelsleiter

Als Teil des neuen Wegesystems im alten Steinbruch wurde eine Himmelsleiter ausgeführt. Im unteren Teil ist sie aus groben Felsquader mit einer Knüppelbrücke ausgeführt, im obener Teil aus dem Felsen gehauen. Sie stellt Verbindung zwischen unten und ober der ehem. Abbruchwand her. 

Diese Konstruktion muß bis in die 1960er Jahre bestanden haben, sie wurde vernachlässigt und dann aufgegeben, die Holzteile abgerissen. Die steinernen Zeugen sind in situ zu finden. 

Unterhalb und geschützt durch die Holzbrücke befand sich eine Einrichtung zum Kegeln.

Rindenhaus

Rindenhaus (abgegangen)

Ein Rindenhaus war mit Freisitz, einer jugendstilig verzierter Betonplatte in den Baumbestand oberhalb der Steinbruchwand eingebaut worden.

Der Enkel Rupprecht erinnerte sich sehr genau, daß eine gemütliche Ausstattung mit Sitzkissen und rustikalem Geschirr, Bechern und Tellern die Kinder seinerzeit zum Verweilen einlud. Sehr gerne hat die Jugend dort gespielt und mitgebrachtes Essen verzehrt. 

Das Haus bestand relativ unbeschadet bis in die 1980er Jahre. Nach einigen Übergriffen der örtlichen Jugend hat die Heimleitung von Haus Hohenstein den Pavillon entfernen lassen. 

Einzig die Betonplatte mit den anmutigen Verzierungen ist in situ.

Echo-Bank

Echo-Bank

Verschlungene Waldwege mit schattigen Ruheplätzen führen in den oberen Teil des Parkes. Hier sehen wir Martha Franck mit der 20-jährigen Marianne.

Reetdachpilz

Aussichtspunkt mit Reetdachpilz

Am schönsten Aussichtsplatz im oberen Park wurde ein Reetdachpilz als Ruheplatz installiert. 

Dieser kleine "Pavillon" dürfte schon in den 1940er Jahren abhanden gekommen sein, da sich keiner der Befragten daran erinnern kann.

Jägerhaus

Jägerhaus

Das ebenfalls mit Reetdach gedeckte Jägerhaus war am Trauf des Hofberges mit einem 180° Blick über das Murrtal inszeniert. 

Dieser Pavillon, der schon als Haus bezeichnet werden kann, wurde bis in die 70er Jahre durch die Familie des Robert-Franck Enkels Eberhard Zügel genutzt.  Danach kam das Gelände an die Stadt Murrhardt, die aus Gründen von Vandalismus das Gebäude in den 1980er Jahren abreißen ließ.

Michaelsburg

Teehaus im fernöstl. Stil

Am nahezu obersten Punkt von Hohenstein Park steht die Michaelsburg. Man sieht auf dem bauzeitlichen Photo die Wegeführung, die längst durch den Bau einer öffentlichen Wasserleitung zerstört wurde. Auch sieht man die Jungpflanzen, die der Kunstgärtner Albert Liliefein gesetzt hat um in diesem Bereich einen durch Sandkiefer geprägten mediterranen oder gar fernöstlichen Flair zu erzielen. 

Von hier aus hatte man bei einem kurz gehaltenen Baumbestand einen weiten Ausblick in die Landschaft des oberen Murrtales

Bootssteg am Fischteich

Bootssteg am Fischteich

Der Fischteich in Sichtweite der Villa wurde im Sommer zum Schwimmen, Fischen und Bootfahren, im Winter auch zur Eisgewinnung genutzt. Die Anlage erfolgte so, daß ein Kaltluftsee entsteht, wobei die niedrige Wintersonne die Wasser- respektive Eisoberfläche nicht erreicht, sodaß man bei entsprechender Witterung ohne Zeitdruck das Eis für den Eiskeller gewinnen konnte.

Impressionen vom Hohensteinpark

 

Weiterführende Links

Landespflege Freiburg www.landespflege-freiburg.de/forschung/hohenstein.htm   
Haus Hohenstein www.haushohenstein.de/lebenkultur/park.html     Murrhardter Zeitung www.murrhardter-zeitung.de/node/462404    
Stuttgarter Zeitung m.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.murrhardt-kleinod-im-dornroeschenschlaf.f33b234e-d6c5-46bf-bb8d-dcb9a1b50a41.html    
Region Stuttgart www.stuttgart-tourist.de/a-villa-franck-und-park-hohenstein